Rietberg 2014

 

Besser ein dummer Wanderer als ein Weiser, der zuhause sitzt".

 

(Mongolisches Sprichwort)

Eigentlich bin ich unerschrockener Ganzjahresfahrer und immer auf der Bahn, wenn die Straßenverhältnisse es zulassen. Doch dieses Jahr bin ich trotz des milden Winters bislang so gut wie gar nicht gefahren, weil ich ständig auf Geschäftsreisen bin. Woche für Woche sitze ich im ICE und leide unter Verspätungen, verpassten Anschlusszügen und Zugausfällen. Das einzig Gute daran ist, dass ich endlich dazu komme, die MOTORRAD Hefte zu lesen, die sich zuhause gestapelt haben. In einem der Artikel geht es um einen Familienvater, der im Preisausschreiben eine BMW R nine T gewonnen hat, die er eigentlich verkaufen will, weil er der Familie zuliebe nicht mehr fährt. Vorher will er nur noch einmal eben damit zum Bäcker fahren, doch dabei entdeckt er seine Leidenschaft fürs Motorradfahren neu. Das macht mich nachdenklich: Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, warum nicht auch meine Geschäftsreisen mit dem Motorrad machen? Aber darf man als vermeintlich seriöser Dienstleister mit dem Motorrad beim Kunden vorfahren? Mit Endurostiefeln und von Fliegen verkrusteter Textilkombi in einen freien Besprechungsraum stapfen, um sich in Anzug und Schlips zu zwängen? Und mit Druckstellen vom Helm an der Stirn den Verhandlungspartnern gegenübertreten? Zunächst bin ich verunsichert, aber ich lasse es darauf ankommen. Und siehe da: Als ich mit der GS vorfahre, winkt mir der Pförtner aus seinem Häuschen zu und ruft, dass er bei diesem tollen Wetter auch lieber Motorrad fahren würde. Beim Aufbocken der Maschine kommt der erste Neugierige aus dem Werk und fragt, ob er ein Foto von meinem Aufkleber "motorrad-statt-hamsterrad.de" machen darf, weil ihm das Motto gefällt. Später erzählt mir dann der Personalleiter des Unternehmens, dass er selbst zwei alte Motorradschätzchen sein eigen nennt, und einer der Verhandlungspartner zeigt mir stolz Handyfotos seiner KTM Super Duke. Na also, Gleichgesinnte gibt es überall!

Nach dem Meeting schwinge ich mich wieder aufs Motorrad und sehe mir den Teutoburger Wald und das Städtchen Rietberg bei Gütersloh an, wo ich immer wieder für ein paar Fotos anhalte. Rietberg hat einen sehenswerten historischen Stadtkern mit zahlreichen restaurierten Fachwerkhäusern. Die Stadtplaner haben sich redlich ins Zeug gelegt, um Rietberg für Einwohner und Touristen aufzuhübschen: Am Ufer der Ems lässt es sich herrlich flanieren, es gibt verschiedene Themenparks, in denen man sich "Lebendige Kulturgeschichte" und "Kultur trifft Natur" erwandern kann. Es grünt und blüht auf dem Landesgartenschaugelände von 2008, am See kann man ein Boot mieten oder man betätigt sich sportlich im Hochseilklettergarten. Am besten gefällt mir der Skulpturenpark Wilfried Koch im Klostergarten, wo verstörende metallene Exponate die Fantasie anregen.

 

Als ich am späten Nachmitttag bei Kaiserwetter die rund 300 km nachhause fahre und mit einem breiten Grinsen im Helm von Kurve zu Kurve swinge, ist mein Fazit durchweg positiv: Arbeit kann schlechter sein!
Das dynamische Duo auf Geschäftsreise
Rathaus
Westwall
Sticky Fingerz
Altes Progymnasium
Mein Freund, der Baum
Die Ems
Marterpfähle
Skulpturenpark
Soso...
Es ist nicht das, was Ihr denkt - es ist ein eiserner Penis!
Johanneskapelle
Landesgartenschaugelände
Das Ding aus dem Sumpf
Fachwerk hat goldenen Boden
Café Lind am See
Blechbläser