Regensburg 2014

 

Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens."

 

(Friedrich Hebbel)

Als ich Anfang August geschäftlich in die Oberpfalz muss und bei der Gelegenheit in Regensburg übernachten will, wird mein Arbeitskollege Matze plötzlich munter. Der sonst so schweigsame, in sich gekehrte Bursche gerät ins Schwärmen und trumpht mit handfesten Tipps zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung auf. Ich bohre nach und unter dem Druck der Befragung gesteht mir Matze schließlich seine bayerische Herkunft, die er bislang (vermutlich aus Scham oder Furcht vor Repressalien) vor mir geheim gehalten hatte. Ich stopfe nur das Allernötigste in die Aluboxen der GS, tanke die Maschine voll und rolle frohen Mutes direkt in den Ferienstau auf der A3. Genervte Kinder schneiden mir von den Autorücksitzen Grimassen und ich grüße freundlich mit dem Mittelfinger zurück. Mehr Enthusiasmus kann ich bei der schwülen Hitze beim besten Willen nicht aufbringen.
 
Auf dem Weg nach Regensburg sehe ich mir noch schnell die Walhalla in Donaustauf an. In dieser aus Marmor gefertigten "Halle der Gefallenen" nach griechischem Vorbild werden auf Geheiß des bayerischen Königs Ludwig I. seit 1842 bedeutende deutsche Persönlichkeiten mit Marmorbüsten und Gedenktafeln geehrt, unter ihnen solche Größen wie Lessing, Goethe und Beckenbauer.
Walhalla in Donaustauf
Lauter große Köpfe
Ludwig, König der Bayern

Als ich in Regensburg an meinem auf einer kleinen Donauinsel gelegenen Hotel ankomme sind dort bereits vier Motorräder aus Norddeutschland fein säuberlich aufgereiht. Hier bin ich richtig! Ich streife rasch die verschwitzte Textilkombi ab und ziehe mit der Kamera los in Richtung Altstadt. Meine anfängliche Begeisterung erhält zunächst einen Dämpfer als ich sehe, dass mir das klassische Postkartenmotiv von Regensburg, die Steinerne Brücke mit dem Dom, verwehrt bleibt, denn die Brücke ist bereits seit Monaten für Renovierungsarbeiten eingerüstet und vor dem Dom steht ein hässlicher gelber Kran. Doch nicht verzagen, in Nordeuropas größtem erhaltenen Mittelalter-Ensemble gibt es sicher noch mehr zu sehen! Wie z.B. die Porta Praetoria aus dem Jahr 179 n. Chr., die den Haupteingang zum Lager "Castra Regina" bildete, das Kaiser Marc Aurel für die 3. Italienische Legion errichten ließ. Oder die historische Wurstkuchl, ein rund 500 Jahre alter Imbiss, der auch heute noch leckere Bratwürste serviert. Und im Dom ist heute Tag der offenen Tür mit Messwein und Hostien all-you-can-eat. Regensburg lebt und atmet Geschichte, und man könnte sich glatt im Mittelalter wähnen, wenn nicht überall Touristen mit bunten T-Shirts und piependen Smartphones wären.

Dom St. Peter von außen...
...und von innen
Selfie vor dem Brückturm
Die Steinerne Brücke aus dem Jahr 1135 war die erste steinerne Donaubrücke und Vorbild für Prags Karlsbrücke
Urige Gässchen in Sepia
Eiserner Steg und Kirche St. Oswald
Historische Wurstküche - hier konnte man schon vor 500 Jahren Bratwürste mit Kraut bestellen.
Steinerne Brücke und Inselhotel
Vorsicht Goliath, der Junge hat einen Stein!
Porta Praetoria, von den Römern errichtet im Jahr 179 nach Christus. Was wohl von unserer heutigen Architektur in rund 2000 Jahren noch steht?

Ich stromere bis in die Nacht durch die kleinen Gassen, genieße die laue Luft und die zünftige Blasmusik, die vom anderen Donauufer herüberschallt. Ich will überhaupt nicht mehr zurück ins Hotel und krieche schließlich viel zu spät ins Bett. Und so kommt es, dass ich am nächsten Morgen gnadenlos verschlafe und deutlich später als geplant über Land zu meinem Geschäftstermin brause.

Wenn an der Donau die Sonne untergeht...
...und in den nächtlichen Gassen die Beleuchtung eingeschaltet wird,...
...wird es in der historischen Altstadt erst richtig lauschig.
Rathaus
Donauufer bei Nacht
Ich bin mal wieder spät dran...