Elsass / Vogesen 2012
„Eine kleine Reise tut gut, um die Welt zu erneuern“.
(Marcel Proust)
Nachdem wir uns in vorauseilendem Gehorsam schon einen vorschriftsmäßigen Alkoholtester für Frankreich besorgt hatten (siehe „Aktuelles“ vom 1. April 2012), wollten wir den Franzosen über Ostern auch mal wieder einen Besuch abstatten. Als Basislager diente uns ein TOURENFAHRER Partnerhotel in Thannenkirch, das sich als idealer Ausgangspunkt für unsere Touren durch das Elsass und die Vogesen erwies.
Entlang der berühmten Weinstraße schlängelten wir uns durch die nähere Umgebung. Ein Pflichtstopp, nicht nur für uns sondern auch für tausende andere Touristen, war dabei die Burg Haut-Koenigsbourg, die auf dem 755 Meter hohen Stophanberch liegt und erstmals im 12. Jahrhundert in den Geschichtsbüchern Erwähnung fand. Die Stadt Sélestat schenkte die Ruine im Jahr 1899, als das Elsass unter deutscher Verwaltung stand, dem deutschen Kaiser Wilhelm II. von Hohenzollern. Dieser beauftragte den Architekten Bodo Ebhardt, die Burg zwischen 1900 und 1908 zu restaurieren und in ein Museum des Mittelalters zu verwandeln.
Typisch elsässisch sind die Städtchen Riquewihr und Ribeauvillé. Letzteres wird zudem von gleich drei Burgen überragt. Entsprechend groß ist der Andrang und zwischen den wunderschönen alten Fachwerkhäusern wimmelt es nur so von Souvenirläden und sonstigem Kommerz. Dagegen war das deutlich größere Colmar überraschenderweise erheblich beschaulicher.
In kulinarischer Hinsicht ist das Elsass bekanntermaßen ein Highlight. Kaum eine andere Region kann eine derart hohe Dichte von Michelin Sternen vorweisen. Dabei geht es hier eher deftig zu: Sauerkraut, Zwiebeln, Speck, Würste und Bauchfleisch waren unser täglich Brot. Bemerkenswert sind die Geräusche und Gerüche, die der menschliche Körper produziert, wenn man ihn mehrere Tage hintereinander konsequent mit dieser Kost befeuert...
Am Ostersonntag kam Stimmung auf, als wir aus dem Fenster sahen und es aus tiefschwarzen Wolken dicke Flocken schneite. Bei einem solchen Wetter würde man an sich keine Motorradtour planen, aber wenn man schon auf Tour ist und nach Hause muss, wird einem diese Entscheidung abgenommen. Im Schneegestöber ging es also durch die Vogesen in Richtung Heimat. Zurück im Flachland war das Wetter zum Glück deutlich besser und mit einem fröhlichen Liedlein auf den Lippen verfuhren wir uns schließlich direkt vor der Grenze in demselben Ort, in dem uns unser Navi schon im letzten Jahr (Tour Straßburg 2011) an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Und so strandeten wir auch in diesem Jahr wieder mit staubtrockenem Tank und knurrenden Mägen an unserem Lieblingsrastplatz in Schwegenheim, Landkreis Germersheim. In einer ansonsten vermutlich eher strukturschwachen Gegend scheint dieser Rastplatz „the place to be“ zu sein. Denn an Festtagen wie Ostern (oder letztes Jahr zum Muttertag) zieht Mutti sich hier ihre Rüschenbluse und ihre bunte Steppjacke über und lässt sich von Vati im Lederblouson einmal so richtig schick an besagten Rastplatz ausführen, um gigantische Schnitzel und Berge von Pommes zu vertilgen. Die Portionen dürften an Werktagen hartgesottene Trucker direkt ins Fresskoma befördern. Aber Hand aufs Herz: Lecker war es dort wirklich!