Potsdam 2014

 

Anderer Orten muß man das Bedeutende aufsuchen, hier werden wir davon überdrängt und überfüllt."

 

(Johann Wolfgang von Goethe)

Aufgrund einer Vortragsverpflichtung in Potsdam zieht es mich und meine GS am Freitagmorgen zu unchristlicher Zeit auf die Autobahn. In viereinhalb Stunden absolvieren wir im Tiefflug die rund 520 km, zwei Tankstopps und diverse Baustellen inklusive. Nach getaner Arbeit treffe ich meinen Buddy Holger, der seit vielen Jahren in Potsdam lebt und sich freundlicherweise bereit erklärt hat, mir im Gegenzug für eine Einladung zum Essen die Stadt zu zeigen. „Für eine warme Mahlzeit macht der Ostler doch (fast) alles“, hatte er auf meine E-Mail geantwortet.

 

Zu Fuß geht es durch das Holländische Viertel, durch die Russische Kolonie und auf den Pfingstberg, wo der sehenswerte Belvedere noch nicht einmal als Attraktion in meinem Stadtführer eingezeichnet ist. Respekt, wie müssen dann erst die „echten“ Sehenswürdigkeiten sein?! Ich finde es heraus, als ich bis in die Dunkelheit den Park Sans Souci ablaufe und mir u.a. Schloss Sans Souci, die Orangerie, die Historische Mühle, das Chinesische Haus und den Belvedere auf dem Klausberg ansehe. Spät abends komme ich mit geschundenen Füßen ins Hotel zurück. Aufgrund ungeeigneten Schuhwerks habe ich mir eine ca. 4 cm lange Blase an der Ferse eingehandelt. Jeder weitere Schritt treibt mir das Wasser in die Augen. Am nächsten Tag geht es daher gezwungenermaßen mit dem Mietfahrrad weiter. Wir fahren durch den Neuen Garten, vorbei am Marmorpalais, umrunden den Heiligen See und den Tiefen See und schauen uns Babelsberg an, wo das Babelsberger Schloss, das Kleine Schloss und der Flatowturm einen Besuch wert sind. Anschließend geht es zum Open House beim örtlichen Harley Davidson Händler, wo es eine zünftige Grillwurst und kühle Getränke gibt. Außerdem kann man sich dort komplett neu einkleiden, denn wenn man neun (!) T-Shirts à 33 Euro kauft, gibt es eines gratis dazu! Am Schlaatz sehen wir uns noch die Plattenbauten an, die das Kontrastprogramm zu den prunkvollen historischen Gebäuden westlich der Havel bilden, ehe es vorbei an der Nikolaikirche und dem Landtag wieder zurück ins Zentrum geht. Was für eine tolle Idee, die Stadt und die Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden! Man kann sich in kurzer Zeit viel anschauen, größere Distanzen mühelos zurücklegen, und man muss keinen Helm mit sich herumschleppen. Ich werde bei meiner nächsten Städtetour auf jeden Fall wieder ein Fahrrad mieten.

Belvedere auf dem Pfingstberg von außen...
...und von innen.
Russische Kolonie
Orthodoxe Kirche
Historische Mühle
In der Garage du Pont, einer restaurierten historischen Tankstelle, kann man sich an einer Fassbrause erfrischen und dabei Old Timer bestaunen
Sorgloses Familienglück im Park Sans Souci
Nauener Tor
Die Glienicker Brücke verbindet Ost und West. Hier fand zu Zeiten des Kalten Krieges angeblich der Austausch von Agenten statt.
Orangerie in der Abenddämmerung
Leicht reizbare Großkatze mit ihrer Beute im Park Sans Souci
Am Schlaatz - Unser Plattenbau soll schöner werden!
Mit der Tretmühle zum Open House beim Harley Dealer. Zum Glück sind HDler tolerant gegenüber Fremdfabrikaten...
Nach der Aktion "Kauf´ zwei, zahl´ drei" hat der HD-Händler eine neue geniale Rabattidee...
Schloss Sans Souci von fern...
...und von ganz nah.
Flatowturm im Park Babelsberg
Modernes Theatergebäude am Havelufer
Brandenburger Tor - ehrlich, die haben auch eins!
Marmorpalais am Ufer des Heiligen Sees
Unheilvolle Wolken über dem Landtag
Feierabend

Ich werde auf keinen Fall jemals wieder ein Fahrrad besteigen! Es war eine ziemlich blöde Idee, den ganzen Tag im Fahrradsattel zu verbringen. Das wird mir klar, als ich mich mit heftig schmerzendem Hintern am Sonntag auf der GS niederlasse. Ich bin diese kleinen, harten Sitze einfach nicht mehr gewöhnt und jetzt zahle ich den Preis dafür. Schon nach kurzer Zeit fange ich an, auf der Suche nach etwas Linderung auf dem Motorrad hin und her zu rutschen. Nach einigem Experimentieren erweist es sich als am angenehmsten, wenn ich den Hintern auf den Soziusplatz hoch schiebe. In dieser Haltung sehe ich vermutlich aus, wie ein Jockey auf einem Rennpferd, und meine im Wind flatternde rote Regenpelle unterstreicht diesen Eindruck vermutlich noch. Die Kinder in den Autos, die ich überhole, können sich jedenfalls gar nicht an dem gebückten Flattermann satt sehen. Gebückte GS-Fahrer sieht man aber auch wirklich nicht alle Tage...

Flattermann - auf der Flucht vor dem Regen...