Heute soll es in die Rhön, die Wetterau und den Vogelsbergkreis gehen. Bereits am vergangenen Wochenende waren Neringa und ich mit Gerd im UNESCO Biosphärenreservat Rhön unterwegs, und der "Pfadfinder unseres Vertrauens" hat uns ein paar superbe Sträßchen gezeigt, die die K und ich uns heute noch einmal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen wollen. Schnell noch den 24-Liter Tank randvoll machen und ab geht die wilde Fahrt! Als einer der ersten erreiche ich an Christi Himmelfahrt den Gipfel der Wasserkuppe, dem mit 950 m höchsten Berg Hessens. Die Wasserkuppe ist ein beliebtes Ziel von Bikern, Radfahrern, Wanderern, Segelfliegern, Paraglidern und Familienausflüglern. Sehenswert ist das Radom, eine extraterrestrisch anmutende Radarstation, das Fliegerdenkmal und natürlich das fantastische Panorama.
Anschließend düsen die K und ich zum Skulpturenpark Deutsche Einheit in Mellrichstadt, wo man sich die ehemaligen innerdeutschen Grenzanlagen sowie eine künstlerisch-kritische Auseinandersetzung mit den Themen Krieg und Vertreibung ansehen kann. Kultur macht hungrig, daher kehre ich beim Brauhaus Grill in Mellrichstadt ein. Das Etablissement ist bei Bikern sehr beliebt, denn das Essen ist gut und man kann draußen am Ufer der Streu sitzen, dem Plätschern des Wassers lauschen und immer mal wieder den Blick über sein Mopped schweifen lassen.
Nach dem durchgeplanten Vormittag darf am Nachmittag König Zufall regieren. Ich lasse mich einfach treiben, fahre ohne Plan und ohne Richtung eine weite Schleife und biege mal links und mal rechts ab. Unter anderem besuche ich Schloss Glücksburg in Römhild, den mittlerweile ziemlich überlaufenen Kreuzberg sowie den Kreuzweg der Nationen in Wildflecken, an dem der Weltkriegsopfer gedacht wird, bevor ich mich durch die Wetterau zurück nach Frankfurt schlängele. Ich habe heute einen vollen Nine-to-Five-Arbeitstag im Sattel der K 1600 GT verbracht (und dabei hunderte Bikergrüße erwidert), daher habe ich jetzt ein recht genaues Bild von den vielen Stärken des Motorrads, kenne aber auch die wenigen Kritikpunkte. Wie etwa die zu weiche Sitzbank, die vergleichsweise schnell durchgesessen ist. Dafür bietet sie aber viel Platz, sodass man bei Bedarf nach vorne oder hinten rutschen kann, um den Hintern zu entlasten und den Kniewinkel zu variieren. Oder das hohe Gewicht, das sich zwar beim Fahren auf wundersame Weise in Luft auflöst, das aber beim Rangieren zu höchster Achstamkeit mahnt. Den über 320 kg habe ich als Hänfling mit 70 kg (einschließlich Helm und Stiefel) rein gar nichts entgegenzusetzen. Wenn das Mopped einmal kippt, dürfte es kaum noch zu halten sein, daher sind eine sichere Fahrzeugbeherrschung und gesteigerte Wachsamkeit beim Rangieren gefragt. Dafür ziehe ich jedoch den Hut vor demjenigen, der den Hauptständer entwickelt hat! Er oder sie muss in der Schule gut aufgepasst haben, als es um Hebelwirkung ging, denn das schwere Gefährt lässt sich mühelos aufbocken. Das habe ich bei Motorrädern, die 100 kg leichter sind, schon deutlich schlechter erlebt.